PopUp-Bahnhofsmission: Ein Knotenpunkt der Hilfe zum 100-Jahr-Jubiläum der Caritas Steiermark

„Ein gutes Leben für alle“ – unter diesem Leitgedanken ist die Caritas Steiermark in das Jubiläum zu ihrem hundertjährigen Bestehen im Jahr 2024 gestartet. „Wir blicken zurück auf ein Jahrhundert Hilfe, Nächstenliebe und Solidarität“, hielt Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler bei einem Pressegespräch am Montag in Graz fest. „Diese Werte möchten wir in die Zukunft tragen und dazu auch neue Angebote entwickeln“. Als „Leuchtturmprojekt“ in diesem Sinne eröffnete das Direktorium eine „PopUp-Bahnhofsmission“ in Graz, die 100 Tage lang tätig sein wird. „Wir knüpfen damit an ein historisches Vorbild an und schaffen für die Bedürfnisse von heute einen Aufenthaltsort und eine Anlaufstelle für Menschen, die Hilfe brauchen“, erklärte Vizedirektor Erich Hohl. Während des ganzen Jahres will die Caritas mit Veranstaltungen in den Regionen und vorhandenen Anlaufstellen „mit so viele Menschen wie möglich in Kontakt kommen“, führte Vizedirektorin Petra Prattes aus: „Wie die Caritas ihren Auftrag im täglichen Tun erfüllt, so werden wir auch das Jubiläum im Tun begehen.“

In der temporären Bahnhofsmission sollen Menschen angesprochen werden, die sich rund um den Bahnhof aufhalten, erläuterte deren Leiter Jakob Url: „Wir haben hier in einem Praxislabor die Möglichkeit, auszuprobieren, welche Menschen mit welchen Fragen und Problemen zu uns kommen. Es ist ein niederschwelliges Angebot, das nahe zu den Menschen kommt, die wir erreichen möchten.“ Gäste sollen dort täglich von 9 bis 17 Uhr einen Ort finden, um sich aufzuhalten und auszuruhen, Kontakte zu knüpfen und eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Ein Team aus professionellen Mitarbeiter*innen und Freiwilligen biete auch Gespräche über die Situation der Menschen an, um abzuklären, welche Unterstützung sie benötigen. „Die Bahnhofsmission soll als Drehscheibe und Infopoint zu den bestehenden Caritas-Angeboten dienen“, so Url.

Mit diesem Angebot greife die Caritas auf ein historisches Vorbild zurück, erklärte Vizedirektor Hohl: Die Bahnhofsmission, die in Graz in der Zwischenkriegszeit gegründet wurde, habe über Jahrzehnte eine wichtige Funktion im sozialen Netz der Stadt eingenommen. „Von hier ausgehend wurden wesentliche Angebote der Nothilfe entwickelt, vom Marienstüberl als Ort für Ausspeisung und Aufenthalt über das Aloisianum, eine therapeutische Wohngemeinschaft für alkoholkranke Menschen, bis hin zu den Notschlafstellen.“ Im Jubiläumsjahr stelle die PopUp-Bahnhofsmission 100 Tage lang gleichzeitig symbolisch und als handfestes Angebot einen zentralen Knotenpunkt der Begegnung und Hilfe dar.

Während des gesamten Jahres setze die Caritas in der gesamten Steiermark „starke Akzente an hundert Orten der Nächstenliebe“, gab Vizedirektorin Prattes einen Ausblick auf die kommenden Monate. Neben der Bahnhofsmission nannte sie als weitere Höhepunkte ein Benefizkonzert von Markus Schirmers Meisterklasse unter dem Titel „Piano Virtuoso“ in Judenburg, dessen Erlös Menschen in Not in der Region zugutekommen soll. Die Einrichtungen im Sozialzentrum Marianum in Graz, von den Beratungsstellen zur Existenzsicherung über die Marienambulanz und das Marienstüberl bis zu den Lerncafés öffnen ihre Türen für Gäste und zeigen ihre tägliche Arbeit. Im September widme sich ein Innovationskongress unter dem Titel „Forum Zukunft“ der Frage, „wie wir gemeinsam eine gute Zukunft gestalten können“, so Prattes. Begegnung und Austausch stehe bei vielen weiteren Aktivitäten, etwa Sommerfesten in Pflegwohnhäusern, im Vordergrund.

„In der Rückschau auf ein Jahrhundert Nächstenliebe sehen wir: Not ist immer da“, betonte Direktorin Nora Tödtling-Musenbichler. Nöte und Sorgen hätten sich verändert, auch die Gesellschaft: „Durch Krisen sind wir zusammengerückt, aber auch Risse sind entstanden.“ Gleich geblieben sie der Glaube der Caritas an ein gerechtes, vorurteilsfreies und friedvolles Miteinander. „Die Caritas Steiermark hilft seit 100 Jahren, wo immer es nötig ist“, hielt Tödtling-Musenbichler fest. Diese Hilfe sei nicht möglich ohne die Menschen dahinter, so die Direktorin mit einem Dank an Mitarbeiter*innen und ehrenamtliche Helfer*innen, Partner*innen und Sponsor*innen „Und unsere Vision ‚Ein gutes Leben für alle‘ treibt uns an, auch in Zukunft zu helfen, wo immer es dann nötig sein wird.“