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Ende der Lehre für Asylwerber: Menschlichkeit statt Populismus

Caritasdirektor Herbert Beiglböck fordert nach dem Stopp der Lehre für Asylwerber ein Umdenken weg von unmenschlicher, populistischer Politik, hin zu Entscheidungen, die sich an der Sache und am Wohle der Menschen – und jenem der Wirtschaft orientieren.

Was will die Regierung eigentlich? Auf der einen Seite werden Menschen, die auf der Suche nach Asyl zu uns kommen ständig als „Wirtschaftsflüchtlinge“ verunglimpft. Gerne wird dabei der Stereotyp „des Migranten“ heraufbeschworen, der auf der Suche nach einem besseren Leben (an sich ja hoffentlich noch nichts Verwerfliches) nur nach Österreich kommt, um sich hier auf der angeblichen sozialen Hängematte auszuruhen und der selbstverständlich gar keinen Willen zeigt, sich in der zu großen Teilen viel zu gutmütigen Aufnahmegesellschaft zu integrieren.

Auf der anderen Seite bekommen Asylwerber kaum Möglichkeiten, ihren Integrationswillen und ihre Dankbarkeit überhaupt zu zeigen. Noch immer haben sie keinen Zugang zum Arbeitsmarkt, auf dem sie etwas an jene Gesellschaft zurückgeben könnten, die sie – nach dem Willen der Regierung ohnehin immer weniger – unterstützt. Ganz im Gegenteil: Jetzt soll jungen Asylwerbern sogar noch die Möglichkeit genommen werden, sich sinnvoll zu beschäftigen und eine Lehrstelle in einem der Mangelberufe zu übernehmen, in denen vonseiten der Wirtschaft händeringend nach Arbeitskräften gesucht wird. Dass es für Asylwerber schon bisher nur in diesen Branchen die Möglichkeit gab, eine Ausbildung zu absolvieren, wird dabei gerne verschwiegen.

Um auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen: Die Antwort darauf kann entweder lauten, dass die Regierung mit dem am Sonntag publik gewordenen Stopp der Lehre für Asylwerber vor allem billigen Populismus auf dem Rücken jener Menschen betreibt, die bereit sind, sich in ihrer neuen (Wunsch-)Heimat konstruktiv einzubringen und etwas zurückzugeben. Noch dazu täte sie das auf Kosten der von ihnen so oft (zu Recht) als wichtige Stütze unserer Gesellschaft gepriesenen Unternehmer und Unternehmerinnen, die etwa in der Gastronomie trotz großen Bedarfs nicht genug Arbeitsplätze und Lehrstellen besetzen können. Die VertreterInnen von Schwarz-Blau, die sonst gerne und oft fordern, dass vor allem Leistung belohnt werden muss, widersprächen sich hier also selbst.

Oder die Antwort kann lauten, dass die Regierung ein neues Modell vorlegt, das sowohl den Anforderungen der Wirtschaft, als auch jenen der leistungswilligen und leistungsorientierten Asylsuchenden entspricht.

Eines ist jedoch klar: Auf die Kritik von Wirtschaft und Nichtregierungsorganisationen an den Abschiebungen von Personen in Ausbildung schlicht mit dem Ende der Möglichkeit zur Lehre von Asylwerbern an sich zu reagieren, wäre auf keinen Fall das, was ich mir unter einer guten Zusammenarbeit zwischen Zivilbevölkerung und politischen Entscheidungsträgern vorstelle.

Eine konstruktive Antwort könnte im Gegensatz dazu ein Umdenken signalisieren: Weg von unmenschlicher, populistischer Politik, hin zu Entscheidungen, die sich an der Sache und am Wohle der Menschen orientieren und nicht weiter zu einer Spaltung der Gesellschaft beitragen.