Tag der Herkunftsmütter 10. Mai: Respekt und Verständnis für andere Form der Mutterschaft

Der „Tag der Herkunftsmütter“ am Tag vor Muttertag ist den Frauen gewidmet, die ihr Kind anonym zur Welt bringen und so zur Adoption frei gegeben haben. „Das ist eine immer eine sehr emotionale Entscheidung in einer äußerst schwierigen persönlichen Lebenslage – und sie wird aus Liebe zum Kind getroffen“, so Ulla Pongratz-Elsnig und Verena Reis von der Kontaktstelle Anonyme Geburt der Caritas SteiermarkDie Beratungsstelle macht seit einigen Jahren aktiv auf diesen Tag aufmerksam, der dem Beispiel des „Birthmother’s Day“ aus den USA folgt. „Wir begehen den Tag der Herkunftsmütter, um den anonym bleibenden Frauen Aufmerksamkeit zu schenken, ihnen Respekt zu zollen und Verständnis für ihre Situation zu wecken“, so die Beraterinnen.

Aus allen Gruppen
Frauen, die ihr Kind zur Adoption freigeben, kommen aus allen gesellschaftlichen Gruppen; manche sind noch jugendlich, andere über 40 und stehen mitten im Leben. Mehr als zwei Drittel haben bereits Kinder. Die Zahlen schwanken stark, in der Steiermark gibt es pro Jahr zwischen fünf und zwölf anonyme Geburten oder Freigaben. Die Gründe für diese Entscheidungen sind individuell: manchmal ist eine Krankheit ausschlaggebend, manchmal eine schwierige familiäre Situation, mitunter ist Gewalt im Spiel. „Was diese Frauen eint ist der Wunsch, ihr Kind in einem stabilen, sicheren und förderlichen Umfeld aufwachsen zu lassen, das sie ihnen zu diesem Zeitpunkt nicht bieten können“, berichten die Beraterinnen aus ihrer Erfahrung.

Das Baby soll in gute Hände kommen
Die Mütter machten es sich dabei nicht leicht, im Gegenteil. Ein Kind abzugeben, sei in unserer Gesellschaft mit Vorurteilen belegt „Wir möchten dazu beitragen, die gesellschaftliche Haltung gegenüber Müttern, die ihr Kind freigeben, positiv zu verändern“, betonen die Juristin und die Psychologin: „Die Frauen wollen dem Kind das Leben schenken, sehen sich selbst aber nicht in der Lage, in dem Maß für das Baby zu sorgen, wie sie es möchten. Sie treffen in einer extrem schwierigen Situation eine Entscheidung für das Kind und sorgen dafür, dass es in gute Hände kommt.“  

Nachricht an das Kind
Den Müttern steht die Möglichkeit offen, ihrem Kind in einem „Steckbrief“ etwas von sich zu erzählen oder einen Brief zu hinterlassen. Auch ein persönlicher Gegenstand kann hinterlegt werden. „Es ist für die Mutter eine Möglichkeit, dem Baby ein Stück von sich selbst mitzugeben“, so Pongratz-Elsnig. Die Anonymität bleibe aber in jedem Fall gewahrt. Dennoch seien solche Hinweise für das heranwachsende Kind wertvoll: „Jeder Mensch stellt irgendwann die Frage: Wer bin ich, woher komme ich, warum bin ich auf der Welt? Dann zu erfahren, dass es von Anfang an geliebt wurde und einzig aufgrund einer verzweifelten Notsituation freigegeben wurde, ist für die eigene Entwicklung wichtig.“ 

Nicht gelebte Mutterschaft
Es komme häufig vor, dass freigebende Mütter auch nach der Geburt den Kontakt zur Beratungsstelle suchen – manchmal nach Jahren. „Die Frauen können die Mutterschaft mit diesem Kind nicht leben, trotzdem bleiben sie Mütter,“ hält Verena Reis fest. „Wir begleiten sie, so lange sie es brauchen – auch weiterhin anonym.“ Die Kontaktstelle bietet andererseits auch den Adoptiveltern die Möglichkeit, Gedanken an die Herkunftsmütter auf Karten festzuhalten, die auf der Website veröffentlicht werden: „Ich möchte Dir sagen, dass ich eine unendliche Dankbarkeit verspüre, dass durch deine Entscheidung unser Kind, dein Kind in unsere Leben kommen durfte“, schreibt eine Adoptivmutter an die „andere Mama.“ Eine andere würdigt den Mut der Herkunftsmutter: „Du warst es, die diesem Kind das Leben schenkte – in einer schweren Situation.“

Nähere Informationen finden Sie auf unserer Webseite:

Tag der Herkunftsmütter - Caritas Steiermark