"Wir haben hier eine Frau, die sehr sehr krank ist. Jeder hat Angst, sich anzustecken, niemand wagt es, sie anzugreifen". Um halb sieben abends erreichte dieser dramatische Hilferuf telefonisch das österreichische Caritas-Team im Büro in Port-au-Prince. Drei Caritas-MitarbeiterInnen packten Dehydrierungsflüssigkeit (schützt Cholera-Kranke vor dem Austrocken), Handschuhe und Desinfektionsmittel in den Pickup und rasten von der Hauptstadt ins eine Autostunde entfernte Morne á Bateau in der Region Gressier.
In der Zwischenzeit lag Frau Roseline Ediver vor ihrer, nach dem Erdbeben aus Plastikplanen notdürftig zusammengeschusterten Baracke und wurde von Minute zu Minute schwächer. "Meine Frau konnte nicht mehr aufhören, zu erbrechen. Ich habe noch nie in meinem Leben einen Cholerakranken gesehen, aber mir war klar, dass das nichts anderes sein kann", sagte Suren Chals, ihr Ehemann, dem eintreffenden Caritas-Team.
Bevor die HelferInnen mit der kranken Frau in das Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen in Leogane fuhren, ließen sie ihrem Mann und den drei Kindern noch Desinfektionsmittel für Hände und Haushalt da. "Es war wirklich Rettung in letzten Minute", bestätigte der dortige Arzt, während er der völlig geschwächten Frau die lebensnotwendigen Medikamente verabreichte.
Insgesamt unterstützt die Caritas, auch mit Hilfe aus Österreich, in den nächsten drei Monaten 100.000 Menschen mit Hygieneartikeln bzw. Wasserreinigungstabletten. Zur zeit baut die Caritas zudem 100 Latrinen in den Notlagern der Hauptstadt und führt Informationskampagnen zur Cholera-Prävention durch.
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