Der Caritas-Seelsorger, Priester und Menschrechtsaktivist Günther Zgubic erhielt heute in der Alten Universität in Graz den „Großen Josef Krainer Preis“. Der gebürtige Pölser bekam die Auszeichnung für sein mehr als zwanzigjähriges verdienstvolles Wirken in der Gefangenenseelsorge in Brasilien. Zgubic nahm den Preis dankbar an, weil dieser – wie er in seiner Dankesrede betonte –
ihm die Möglichkeit gäbe, „der Gefängnisseelsorge der brasilianischen Bischofskonferenz noch einmal eine Unterstützung, nämlich die Preisdotierung, zukommen zu lassen.“
Unter den ersten Gratulanten war auch Caritasdirektor Franz Küberl: „Ich freue mich für Günther Zgubic sehr, dass er diese wertvolle Auszeichnung und Anerkennung bekommt. Dadurch wird seine große seelsorgliche und gesellschaftliche Arbeit, die er in Brasilien geleistet hat, in das richtige Licht gerückt.“
Günther Zgubic wurde 1949 in Pöls bei Judenburg geboren. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie in Rom wurde er 1975 in Graz zum Priester geweiht. Bis zum Jahr 1988 bekleidete er unterschiedliche pastorale Tätigkeiten in St. Marein bei Graz, Bad Radkersburg und Weiz. Von 1988 bis 2010 leistete Zgubic missionarische Mitarbeit in der katholischen Kirche Brasiliens.
Kraftvoller und effektiver Menschenrechtsaktivist
Zunächst war er einige Jahre in einer Pfarre in Campo Limpo, im gewalttätigsten und ärmsten Stadtteil São Paulos tätig. Danach wechselte er in die Obdachlosenseelsorge der Steylermissionare ins Zentrum der Metropole.
Dort begann er sich auch für die Gefangenenseelsorge zu engagieren. Zgubic wurde zu einem kraftvollen und effektiven Menschenrechtsaktivisten, der die Foltermethoden und unmenschlichen Zustände in brasilianischen Gefängnissen offen anprangerte und von Verantwortlichen Rechenschaft forderte. Als Koordinator der katholisch-ökumenischen Gefängnisseelsorge Brasiliens war Günther Zgubic hauptverantwortlich für den systematischen Ausbau der Gefängnisseelsorge Brasiliens als Menschenrechtsseelsorge.
Im Jahr 1997 wurde Zgubic persönlich bei der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte Mary Robinson in Genf vorstellig und bat sie um Intervention. In Folge konnte in Zusammenarbeit mit NGOs wie Amnesty International und Human Rights Watch der internationale Druck auf die brasilianischen Behörden deutlich erhöht werden. Immer wieder verstand es Zgubic dabei geschickt, auch steirische Pfarren und Institutionen in seinen Kampf für menschenwürdigere Zustände miteinzubeziehen. Im Jahr 2001 wurde Brasilien von der internationalen Staatengemeinschaft offiziell für die Folterpraxis in seinen Gefängnissen verurteilt und aufgefordert, Maßnahmen zur Bekämpfung der Folter zu setzen. Im Jahr 2003 führte der Bundesstaat São Paulo Volksanwaltschaften ein, die auch den ärmeren Bevölkerungsschichten Rechtsbeistand ermöglichten, wodurch ein weiteres wichtiges Ziel, für das sich Zugubic stark gemacht hatte, erreicht werden konnte.
Günther Zgubic‘ Wirkung in Brasilien ging aber weit über die Themen Recht und Folter hinaus. Er intensivierte die Mitverantwortung der Kirche beim Aufbau einer Kultur des Friedens und der Versöhnung sowie beim Abbau ziviler und öffentlicher Gewalt. Im Jahr 2009 gelang es ihm, die brasilianische Bischofskonferenz mit ihren zehn Bischofskommissionen zur Durchführung einer Fastenaktion in 10.000 brasilianischen Pfarren, daher in rund 100.000 Kirchengemeinden, zu gewinnen und im Zeichen des Abbaus der Gewalt in der Gesellschaft und des Aufbaus einer Friedenskultur durchzuführen.
Im Jahr 2011 kehrte Zgubic in seine steirische Heimat zurück, wo er nach einem Sabbatical seine seelsorgerische Tätigkeit wieder aufnahm. Seit Jänner 2012 ist Zgubic auch als Caritas-Seelsorger tätig.