Vom 9. bis 16. Jänner fand im Sudan die Volksabstimmung über die Unabhängigkeit des Südens vom Norden statt. Über vier Millionen Sudanesen waren aufgerufen, über ihre Unabhängigkeit abzustimmen. Im Februar wird das Ergebnis erwartet und man kann annehmen, dass der Süden ein eigener Staat werden wird.
Schon Monate davor kehrten tausende Südsudanesen in ihre Heimat zurück. Vertrieben durch den jahrzehntlangen Bürgerkrieg lebten sie in den Nachbarländern oder in erbärmlichen Flüchtlingslagern in der sudanesischen Hauptstadt Khartum.
Die steirische Caritas arbeitet seit Jahren gemeinsam mit der sudanesischen Vinzenzgemeinschaft in den Flüchtlingslagern um Khartum. Die Situation der Menschen in den Lagern zu verbessern, war und ist Ziel und Herausforderung.
In Ernährungszentren werden tausende Babys und Kleinkinder vor dem Hungertod bewahrt, Straßen- und Waisenkinder bekommen in den Kinderheimen eine neue Heimat. In Ausbildungszentren werden Jugendliche und Erwachsene in verschiedenen Berufen ausgebildet, damit sie ihr Leben selber gestaltet können.
Hans Rauscher vom Verein proSudan, mit dem die steirische Caritas seit Jahren zusammen arbeitet, war kurz vor Beginn des Referendums noch in Khartum und besuchte auch mehrere Projekte. „Der Sudan steht vor der größten Herausforderung seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1956: 55 Jahre hatte das Gebiet als ein Staat überlebt, jetzt wird es in zwei Teile zerfallen. Bange Überlegungen: hoffentlich kein Krieg! Wie wird die Regierung in Khartum reagieren? In welcher Stimmung befinden sich die einzelnen Bürger?“
Die Projekte der St. Vincent Organisation laufen sehr gut. Viele Flüchtlinge sind zur Abstimmung in den Süden gegangen, auch viele MitarbeiterInnen der St. Vincent Organisation kehrten zurück oder wollen zurück kommen. Doch was erwartet sie im Süden? Keine Infrastruktur, kaum funktionierende Schulen, keine Regierung, in Juba der Hauptstadt gibt es keine Straßenbeleuchtung, kaum Strom….
Die St. Vincent Organisation kämpft mit großen finanziellen Problemen. Die Sponsoren halten sich zurück, was wird in den nächsten Monaten sein? Die steigende Inflation trägt ebenfalls dazu bei. Ein weiteres Problem sind die stark steigenden Nahrungsmittelpreise. Die Preise für Bohnen, Reis und Linsen sind seit circa einem halben Jahr um 60 Prozent gestiegen. Die Ursachen liegen auch in Naturkatastrophen, die Ernteausfälle bewirken.
Die Kinder in den Flüchtlingslagern hungern, sie brauchen gesunde Nahrung und medizinische Versorgung. Von 16 Ernährungszentren – hier werden über 8.000 Kinder versorgt - mussten vier geschlossen werden. Der benötigte Betrag sind 25.000 € pro Jahr für gut 600 Kinder. Die steirische Caritas finanziert derzeit drei Zentren.
Projekte für Heimkehrer im Süden
Vor zwei Jahren begann die St. Vincent de Paul Society damit – im Hinblick auf das Referendum und eine mögliche Abspaltung des Südens – auch Projekte im Süden aufzubauen. Im September 2009 eröffnete sie ihre erste Einrichtung (Zentrum für Berufsausbildung und Gemeindeentwicklung) im Südsudan in Juba.
Begonnen wurde mit Berufausbildungskursen für die RückkehrerInnen und Ernährungszentren. In den Ausbildungskursen lernen die RückkehrerInnen Handwerke, wie TischlerIn, MaurerIn, ElektrikerIn. Jede Ausbildung dauert rund sechs Monate. Für die Menschen ist es vor allem wichtig, schnell eine dringend benötigte Ausbildung zu bekommen, um sich so bald wie möglich selbst versorgen zu können und am Aufbau des Landes mitzuwirken.
Viele der AbsolventInnen haben die Absicht ihr Können und ihre Fertigkeiten für den Wiederaufbau ihrer Heimat, den Südsudan, einzusetzen. Die UNO hat das Ausbildungsprogramm der sudanesischen Vinzenzgemeinschaft mit Hilfe der UNIDO (United Nations Industry Development Organization) evaluiert und es als „excellent quick impact project“ (exzellentes Projekt mit schneller Auswirkung/Umsetzung) ausgezeichnet.
Ein junge Rückkehrerin berichtet: „Wir sahen, wie Arbeiter aus Uganda die Gebäude des Zentrums renovierten. Wir haben uns gesagt, dass die Entwicklung unseres Landes nicht auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen sein sollte. Ich hatte keine Vorkenntnisse, als ich die Ausbildung anfing. Ich war sehr stark entschlossen und konnte so dem Sarkasmus jener widerstehen, die sagten, das Baugewerbe sei nichts für Frauen. Ich bin sicher, dass sich das nächste Mal viele Frauen für diese Ausbildung melden werden, weil sie durch uns gesehen haben, dass auch wir gute Maurerinnen werden können.“
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