Noch vor gut einer Woche waren hier vor allem Spaziergänger unterwegs: Gras, dazwischen ein paar Bäume. Einer der vielen Hügel der Stadt, mit Blick auf eine Metropole, in der das Leben zwar beschwerlich, aber nicht unmöglich war. Seit dem Erdbeben in Haiti vor einer Woche ist auch auf diesem Hügel in Petion Ville/ Port-au-Prince nichts mehr, wie es war: Über 15.000 Menschen haben sich hierher geflüchtet und irgendwelche Zelte aufgestellt, denn wo nichts steht, kann auch nichts zusammenbrechen. Ein Lager, das drohte, im Chaos zu versinken.
Vielleicht zweitausend der Beben-Flüchtlinge bilden nun eine Schlange, warten diszipliniert und geduldig, bis sie an der Reihe sind. Der Inhalt der grünen Plastikkübel, die hier verteilt werden, sichert ihnen und ihren Angehörigen in den nächsten Tagen das Überleben: Wasser und Fischkonserven oder was sich eben sonst auf den lokalen Märkten der benachbarten Dominikanischen Republik schnell besorgen ließ. Eine kleine Schlange bilden auch die Laster mit der rettenden Fracht an Bord.
Hilfe auch aus Österreich
„Als Caritas kommt uns zugute, dass wir praktisch überall lokale Caritas-Kolleginnen und Kollegen haben, die im Falle einer Katastrophe sofort mit der Hilfe beginnen können. Sie selbst kennen die lokalen Märkte, die Händler am besten“, sagt Thomas Preindl. Gemeinsam mit Sabine Wartha und Ruth Schöffl ist der erfahrene Katastrophenhelfer hier, um das internationale Caritas-Team in Haiti nach dem humanitären Super-GAU bei den Hilfsmaßnahmen zu unterstützen.
Dass die Hilfsaktion in Petion Ville verhältnismäßig geordnet ablaufen kann, liegt am US-Militär, das das Gelände sichert. Denn wo Menschen vor Hunger und Durst fast verzweifeln ist Sicherheit ebenso wichtig wie Wasser, weiß Preindl: „Ohne Sicherheitskräfte wäre eine Lebensmittelverteilung wie diese kaum möglich.“ Gewalt und Chaos verschärfen nach dem Erdbeben die Lage in einem Land, in der auch ohne Katastrophe jeder Zweite keinen Zugang zu sauberem Wasser hat und zwei von drei Menschen weniger als zwei Dollar am Tag zum Überleben haben. Es bleibt noch viel zu tun. Denn während noch lang nicht alle Toten geborgen, alle Schäden bekannt sind, erreicht die humanitäre Hilfe gerade einmal einen Bruchteil der Menschen, die dringend versorgt werden müssen. Preindl: „Dabei ist das erst die Kurzstrecke unserer Arbeit. Die Langstrecke kommt danach.“
Kirchensammlung in der Steiermark
Aus aktuellem Anlass hat sich Bischof Kapellari entschieden, den Hilfsaufruf der steirischen Caritas durch eine verpflichtende Sammlung an einem der kommenden Sonntage zu unterstützen. Alle Pfarren sind aufgerufen, diese Hilfsaktion für die Notleidenden in Haiti mitzutragen.
Caritas-Spendenkonto: PSK 7.925.700, BLZ 60.000, Kennwort: Erdbeben Haiti
Nachbar in Not: PSK 90 150 300, BLZ 60.000, Kennwort: Erdbeben Haiti