Zehn Jahre Kontaktladen und Streetwork im Drogenbereich

Vor zehn Jahren übernahm die Caritas die Aufgabe von „Drogenstreetwork“ in Graz. Vor nunmehr sechs Jahren wurde das Konzept „Kontaktladen Neu“ im Rahmen von Caritas Streetwork im Drogenbereich und Kontaktladen umgesetzt. In einer gemeinsamen Pressekonferenz zogen heute der Grazer Gesundheitsstadtrat Wolfgang Riedler und Caritasdirektor Franz Küberl Bilanz über die ersten zehn Jahre und unterstrichen die Bedeutung der erfolgreichen Arbeit für die Zukunft. Stadtrat Riedler freute sich mitteilen zu können, dass der Vertrag des Auftragsgebers Stadt Graz für die Durchführung von Streetwork und Kontaktarbeit im Drogenbereich nach einer öffentlichen Ausschreibung im Sommer für drei weitere Jahre an die Caritas vergeben wurde. Riedler: „Wir sind stolz auf diese international anerkannte Einrichtung zur Drogenprävention und Begleitung von Suchtkranken.  Damit sollen die Schäden des Drogenmissbrauchs für die Gesellschaft vermindert werden. Rund 700.000 € pro Jahr – einen Großteil davon trägt das Gesundheitsressort der Stadt Graz, einen Beitrag leisten das Gesundheits- bzw. das Sozialressort des Landes Steiermark – werden in den nächsten drei Jahren für Drogenstreetwork und Kontaktladen zur Verfügung gestellt.“

Caritasdirektor Franz Küberl konnte einige beeindruckende Zahl vorlegen: „Die KlientInnenkontakte sind von 3.000 im Jahre 1999 auf 19.000! im heurigen Jahr angestiegen, das heißt, wir haben mehr als sechs Mal so viele Menschen erreichen können. Und: rund 600 Personen haben unsere Angebote mehrmals in Anspruch genommen (vor zehn Jahren waren es 122), außerdem wurden heuer 300.000 Spritzensets getauscht. Das sind beinahe dreißig Mal so viele wie im Jahr 1999.“

Die Arbeit in dem gesellschaftlich sensiblen Bereich habe einen enorm wichtigen gesundheitspräventiven Charakter. Im Kontaktladen in der Orpheumgasse erhalten suchtkranke Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen und oft auch psychisch krank sind, alltagspraktische Unterstützung (Waschgelegenheit, günstige Getränke und Mahlzeiten) ebenso wie medizinische Hilfe und Beratung (neben sterilen Spritzen Informationen über sichere Anwendung und Schadensminimierung, HIV- und Hepatitistestungen, Tuberkulose-Screenings, Impfungen, Beratungen, Untersuchungen usw.) Dies habe auch einen volkswirtschaftlichen Nutzen. Roland Urban, der Leiter der Caritas-Einrichtung rechnet vor: „Wenn es uns gelingt, einen unserer Klienten durch die präventive Arbeit davor zu bewahren sich mit Hepatitis C anzustecken, dann bringt dies dem Staat unterm Strich rund 30.000 Euro pro Jahr.“ Die psychosoziale Betreuung zielt auf Krisenintervention und den Aufbau sozialer Beziehungen. Außerdem gibt es eine Beratung bei Rechtsproblemen und Hilfestellung im Umgang mit Ämtern und Behörden.

In der politisch brisanten Frage der Einrichtung eines Programms zum kontrollierten Konsum („Konsumraum“) betonten Riedler und Küberl einhellig die grundsätzliche Sinnhaftigkeit dieses Projekts, räumten aber ein, dass es nur dann durchführbar sei, wenn es von einer stabilen politischen Basis getragen werde. Riedler: „Es muss für alle Beteiligte Handlungssicherheit bestehen. Immerhin gibt es auf Bundesebene jetzt eine Prüfung der Frage der Durchführung. Wir gehen davon aus, dass wir bis Frühjahr nächsten Jahres eine Positionierung des Bundes in der dieser Frage vorliegen haben.“