Die Eröffnungsrede des Caritasdirektors im Wortlaut:
„Eine große Anstrengung für die Caritas der Diözese Graz-Seckau findet heute ihren feierlichen Höhepunkt. In wenigen Minuten wird dieses wunderschöne Caritas Schulzentrum eröffnet. Erlauben Sie mir, in ein paar Punkten darzulegen, warum die Caritas diesen Kraftakt unternommen hat.
Bildung ist ein Lebensmittel für die Caritas. Bildung ist der erfolgreichste Hebel, mit dem man soziale Probleme lösen kann. Bildung ist ein Schlüssel mit dem man Ungerechtigkeit beseitigen kann. Bildung ist ein Treibstoff, der Persönlichkeit und Selbstbewusstsein zur Entfaltung bringt.
Die Caritas geht in ihren Bildungseinrichtungen von der Einsicht aus, dass Wissen und Haltung zusammen gehören, und sich daher auch Unterricht und Erziehung nicht trennen lassen. Lassen Sie es mich mit einem biblischen Bild erklären: Die scheinbar zufällige Begegnung von Jesus mit der Samariterin am Jakobsbrunnen ist natürlich nicht zufällig. Im Orient ist der Brunnen ein wichtiger Ort der Begegnung. Jesus will durch diese Begegnung der Frau mitteilen, wer er ist, wie er denkt, wie er auf Menschen zugeht – er will ihr eine Botschaft seiner Personalität mitgeben: und diese Botschaft kommt auch an und wird von der Frau weiter getragen, denn im Gespräch der beiden ist das Vertrauen gewachsen. Immer wieder gibt Jesus in seinen Heilungen und Wundern Hinweise für den „richtigen Glauben“ und das „richtige Helfen“. So lässt sich der pädagogische Dreischritt mit Begegnung – Beziehung – situationsgerechte Hilfe wohl am besten beschreiben. Immer geht Jesus so vor, dass er die Menschen kennen lernt, dass zwischen ihm und der Person, der er helfen will, auch Beziehung entsteht. Erst dann geschieht sachgerechte Hilfe – sie ist erst dann akzeptabel, verstehbar, annehmbar.
Die Führung von Schulen ist seit Jahrzehnten Kernaufgabe der Caritas. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass erstens sehr gut ausgebildete und entsprechend motivierte Menschen in sozialen Berufen, zugunsten von Menschen die Hilfe brauchen, tätig sind. Zweitens ist ebenso wichtig, dass Bildung als Schlüssel zu gesellschaftlicher Teilhabe genützt werden kann. Aus diesem Grund ist das Aufgabengebiet der Bildung in diesen beiden Schichtungen auch deutlich im Statut der Caritas verankert. So hat die Caritas in den letzten 50 Jahren ja Tausende junge Menschen ausgebildet, die dann genauso in der Caritas wie in vielen anderen sozialen Berufen gearbeitet haben – ob als Krankenschwestern oder als AltenfachbetreuerInnen, FamilienhelferInnen sowie BehindertenpädagogInnen. Die Zusammenführung von Professionalität und Herzhaftigkeit, die die Caritas selbstverständlich für eine Gesellschaft der Mitmenschlichkeit bereitstellen muss, ist unsere Aufgabe.
Wir haben dieses wunderschöne, helle, einladende Schulzentrum gebaut, weil wir davon überzeugt sind, dass der Schatz an Werten, den wir in unseren Bildungseinrichtungen vermitteln, gehoben werden muss. Er soll gehoben werden und gut sichtbar sein – Tag für Tag, immer wieder aufs Neue. Wir wollen mit diesem Caritas Schulzentrum ein klares Bekenntnis dafür ablegen, dass junge Menschen hier erfahren können sollen, wie Zukunft schmeckt.
Seit Beginn dieses Schuljahres haben also zwei Schulen hier eine neue Heimat gefunden. 420 Schülerinnen und Schüler der beiden Caritas-Schulen – der HLW Sozialmanagement (früher am Odilienweg) und der Fachschule Grabenstraße (früher Mariengasse) finden hier unter einem Dach zusammen.
Die Caritas hatte sich mit der Übernahme der Fachschule für wirtschaftliche Berufe in der Mariengasse 6 von der Kongregation der Barmherzigen Schwestern verpflichtet für einen langfristigen Standort zu sorgen. Dies lösen wir nun ein. Die Schule besteht aus einer zweiklassigen einjährigen Schulform, die als Integrationsklassen geführt werden, sowie einer einklassig geführten zweijährigen Fachschule für wirtschaftliche Berufe. Die Integration von SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die Integration von SchülerInnen mit nichtdeutscher Muttersprache und SchülerInnen aus schwierigen sozialen Verhältnissen sind die Kernaufgaben in diesem einzigartigen Schulprofil. Eine privat geführte Vorbereitungsklasse, die auf eine Pflichtschulabschlussprüfung vorbereitet, ergänzt das Leistungsangebot. Insgesamt besuchen 120 SchülerInnen diesen Schultypus. Die HWL Sozialmanagement vereint drei Schulformen: eine zweijährige Fachschule für Sozialdienste, eine dreijährige Fachschule für Sozialberufe und eine fünfjährige Höhere Lehranstalt für Wirtschaftliche Berufe mit dem Ausbildungszweig Sozialmanagement. Derzeit besuchen insgesamt rund 300 Schülerinnen und Schüler diese drei Schultypen.
Was uns besonders freut: schon die ersten Rückmeldungen der SchülerInnen, der LehrerInnen sowie der Direktoren zum neuen Standort sind sehr positiv. Die Aula in Form einer Treppenlandschaft wird als Kommunikationszentrum angenommen, wie man hört. Auch der Lärm, in vielen Schulen eine sehr große Belastung, scheint hier durch das kluge akkustische Konzept weit weniger zu stören. Und bei Schulveranstaltungen kann die Treppe praktischerweise auch als Tribüne genützt werden.
Das gesamte Schulzentrum erstreckt sich auf einer Nettogebäudefläche von rund 4.000 Quadratmetern: 16 Klassen, drei modern ausgestattete EDV-Räume, ein Musikzimmer, ein Meditationsraum sowie klug ins räumliche Konzept eingefügte Verwaltungsräume sorgen dafür, dass die Raumnot an den bisherigen Standorten der beiden Schulen Vergangenheit ist. Auch mit dem nahe gelegenen Bischöflichen Gymnasium sowie der Katholischen Pädagogischen Hochschule ergeben sich bei der Turnsaal- und Sportstättenbenützung sinnvolle Synergien, ja man kann – wenn man unsere beiden Nachbarn mit einbezieht – mit Stolz von einem neuen katholischen Bildungscampus sprechen, der hier entstanden ist: ein moderner Campus am Puls der Zeit, ein Campus, der Sinn macht und Sinn stiftet.
Dieser großflächige Jugendcampus ist auch ein deutlicher Zukunftsimpuls für das traditionsreiche Grazer Stadtviertel Geidorf. Wir alle wollen, dass alle hier auch weiterhin genügend Luft zum Atmen haben werden. Mit dem Schulneubau bleibt auch eine nunmehr zwar etwas kleinere, aber immer noch sehr beachtliche Grünfläche langfristig bestehen, die wir auch in Zukunft so offen wie möglich halten wollen.
Ich möchte betonen, dass der Neubau auch sehr starke ökonomische Gründe hatte. Die beiden bisherigen Gebäude waren sanierungsbedürftig. Dies wäre sehr teuer gekommen. Der Neubau auf unserem Grundstück hier in der Grabenstraße war daher langfristig betrachtet auch die wirtschaftlich beste Variante. Die Baukosten liegen bei rund 6,4 Millionen Euro. Die Finanzierung erfolgt zu zwei Drittel mit Eigenmitteln durch Liegenschaftsverkauf bzw. Bankdarlehen und zu einem Drittel über öffentliche Zuschüsse. Es freut uns sehr, dass die Baukosten um etwa eine halbe Million Euro niedriger sind, als ursprünglich angenommen. Wir wollten schlicht bauen, dabei aber die Mittel geschickt so einsetzen, dass das Gebäude den Bedürfnissen der Menschen, um die es hier geht – die Schüler und Schülerinnen – gerecht wird. Dabei haben wir uns an den bundesweiten Normen und Standards für Schulbau orientiert.
Ich möchte abschließend noch einmal zu dem ungeheuren Schatz, der hier geborgen wird, zurück kommen: Wir erleben täglich, dass es viele junge Menschen gibt, die einen gesunden Drang zum Wissen von der Nächstenliebe und ihrer praktischen Entfaltung in sozialen Berufen haben. Ich danke daher an dieser Stelle zunächst den jungen Menschen, den SchülerInnen, die uns immer wieder aufs Neue beweisen, wie sehr es sich lohnt, die Kunst des Helfens zu erlernen. Ich danke aber auch den engagierten LehrerInnen – Frau Direktor Awad und Herrn Direktor Hirzabauer mit ihren Teams. Sie bauen durch ihren Einsatz ein ungeheures Kapital auf, das hilft, den Ertrag der Mitmenschlichkeit in unserem Land auch in den kommenden Generationen abzusichern. Sie alle sind caritas im besten Sinn. Mir fällt an dieser Stelle das Wort Papst Johannes XXIII. über die Tradition ein, das in besonderer Weise auch für unser Engagement im Bereich Bildung zu gelten hat: Wir haben „die Flammen (zu) hüten und nicht die Asche auf(zu)bewahren.“
Die Caritas freut sich sehr über die neuen, hier geschaffenen Möglichkeiten. Wir freuen uns auf unsere schulischen Nachbarn ebenso wie wir uns auf das Umfeld hier in diesem Bezirk freuen. Denn die Caritas kann nicht im Gestern verharren, sondern muss auf das Morgen zugehen. Und Schulen sind Orte, an denen in besonderer Weise Zukunft vermittelt wird.“
<link fileadmin user steiermark fotos__pdf__medien service_und_downloads presseaussendungen>Statement Caritaspräsident Franz Küberl
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<link fileadmin user steiermark fotos__pdf__medien service_und_downloads presseaussendungen>Statement Ing. Christian Lorenz