Trauer um Sr. Emmanuelle – „Mutter der Müllmenschen“

Schwester Emmanuelle wurde in Frankreich als Nationalheilige verehrt. Als Mutter Theresa der Grande Nation wollte sie selber nie bezeichnet werden. Bei uns wurde sie bekannt als Schwester Emmanuelle von Kairo und dem Hilfswerk Sr Emmanuelle für Kairo und Sudan. Sie war eine Frau, die sich unermüdlich für die Armen einsetzte, die ihnen eine Stimme gab, um auf das Elend in weiten Teilen unserer Erde aufmerksam zu machen. Sr. Emmanuelle machte in ihrem Wirken und in ihren Taten die Liebe Gottes spürbar.

Sr. Emmanuelle wurde 1908 als Madeleine Cinquin in Brüssel geboren. Mit 20 Jahren tritt sie in die Ordensgemeinschaft „Unserer Lieben Frau vom Zion“ ein, um ihren schon in ihrer Jugend gefassten Vorsatz, unter den Ärmsten zu leben, verwirklichen zu können. Sie studiert Philosophie, Theologie und französische Literatur auf der Sorbonne in Paris und in Istanbul. Viele Jahre unterrichtet sie an den Höheren Schulen ihres Ordens im Orient.

Im Jahr 1971 konnte sie endlich ihren Wunsch „den Armen zu dienen“ in die Tat umsetzen: „Mit 60 bin ich über die Mauer gesprungen“! Sie übersiedelt in die Müllsiedlung „Ezbeth-El-Nakhl“, in Kairo, in einen Ziegenstall, um dort das Leben der „Müllmenschen„ zu teilen. Sie zieht ihr Ordenskleid aus und trägt in der Folge nur noch einen blauen Nylonkittel und ein einfaches geknotetes Kopftuch, das ihr Markenzeichen wird. Zuerst lehrt sie die Kinder in improvisierten Schulklassen lesen und schreiben, beschäftigt sich mit den Jüngsten und erklärt den Älteren Grundsätze der Hygiene und Krankenpflege.

Um genügend Geld für ihre Projekte zu bekommen reist sie nach Frankreich und Belgien und mobilisiert Bekannte und Freunde, die die Gemeinschaft der „Freunde von Schwester Emmanuelle und den Müllmenschen“ gründen. Es folgen Hilfswerke in der Schweiz, in Deutschland, in Österreich, in England und in Amerika. 1985 fährt Sr. Emmanuelle auf Bitten ihrer französischen Freunde in den Sudan. Dort hilft sie ihren Freunden, elternlosen Kindern, die sie auf der Straße aufgelesen wurden, eine Mahlzeit auszuteilen. Durch Sr. Emmanuelles Initiative entstehen Heime für Straßenkinder und Schulen, in denen sie unterrichtet werden. Im Khartum begegnet Sr. Emmanuelle Kamal Tadros, der sich wie sie selbst ganz in den Dienst für die Armen stellt. Gemeinsam bauen sie ein Hilfswerk für Flüchtlinge im Sudan auf.

Im Jahr 1979 erreichte ein Notruf von Sr. Emmanuelle auch die . Die damals noch eher unbekannte Sr. Emmanuelle bat um Spenden für den Bau eines Brunnens. In der Grazer Pfarre Ragnitz fiel dieser Appell auf fruchtbaren Boden. Schnell hatte die Pfarre das Geld beisammen und auch gleich Feuer gefangen: Sr. Emmanuelle wird in die Pfarre eingeladen. Sie kam gleich darauf, ohne Gepäck, nur mit einem Plastiksackerl und eroberte Ragnitz im Sturm. Auf Initiative des damaligen Pfarrers in der Ragnitz, Pfarrer Regner und Frau Hannelore Bayer wurde in der Pfarre das Hilfswerk Sr. Emmanuelle gegründet.

Auf mehreren Reisen durch Österreich erlebte das Team des Hilfswerks in den folgenden Jahren immer wieder, wie Sr. Emmanuelle ihre Zuhörer in den Bann zog. Von den Erfolgen ihres Engagements konnte sich das Hilfswerk in Kairo selbst überzeugen: Kinder, die vor einigen Jahren noch am Boden saßen und Müll sortierten, sind nun selbstbewusste Jugendliche, die ihre Schulausbildung erfolgreich abschließen. Auch im Sudan engagiert sich das Hilfswerk Sr. Emmanuelle und die Pfarre Ragnitz. Mit Spendengeldern werden dort Waisenheime, Berufsausbildungszentren und Ernährungsprogrammen für Babys und Kleinkindern in den Flüchtlingslagern unterstützt.

Bei ihrem letzten Besuch in der Pfarre Ragnitz im Jahr 2002, wurde ihr das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Graz verliehen. Nächstes Jahr feiert das Hilfswerk Sr. Emmanuelle in der Pfarre Ragnitz sein 30 jähriges Jubiläum (siehe auch http://www.graz-seckau.at/pfarre/graz-ragnitz/). Im Geiste und im Sinne von Sr. Emmanulle wird es weiter die Armen in Kairo und im Sudan unterstützen.

Spenden kann man für das Hilfswerk der Schwester Emmanuelle unter: RLB BLZ 38.000; KtoNr 8.406.951