Ein Aufruf die Ärmel aufzukrempeln und zuzupacken!

Caritasdirektor Franz Küberl zur Haussammlung 2006 'Geben für’s Leben'

Franz Küberl bedankte sich im Rahmen der Pressekonferenz zur Caritas Haussammlung 2006 vorweg bei den mehr als 4.000 steirischen HaussammlerInnen und den rund 100.000 SpenderInnen, die in diesen Tagen gemeinsam wieder ein "Bravourstück der Solidarität in unserem Land" zuwege brächten. Mit den Mitteln aus der Caritas Haussammlung wird SteirerInnen in Not direkt geholfen. Im letzten Jahr sei es rund eine Million Euro gewesen, die auf diesem Weg für hilfsbedürftige Menschen bereitgestellt werden konnte.

Küberl verwies auch auf die jüngst erschienene Enzyklika Papst Benedikt XVI., in der der Hinweis zu finden sei, dass es nicht vorkommen dürfe, dass jemandem die nötigen Güter für ein menschenwürdiges Leben versagt würden. "Diese Forderung", so Küberl,"sei ein Stachel im Fleisch der Gesellschaft".

Die Caritas Haussammlung findet heuer bereits zum 55. Mal statt. Dieser traditionelle soziale Brückenschlag in der Steiermark sei, so Küberl, "Caritas in ihrem allertiefsten Sinn." Tausende Haussammler und Haussammlerinnen gehen in der Fastenzeit von Tür zu Tür, um Geld für Not leidende Steirerinnen und Steirer zu sammeln. Küberl: "Die jüngst veröffentlichte erste Enzyklika Papst Benedikt XVI. weist uns diesbezüglich klar den Weg. 'Deus est caritas - Gott ist die Liebe' ist vor allem als ein massiver Aufruf an alle Katholiken zu verstehen, die Ärmel aufzukrempeln und den Anspruch der Nächstenliebe im täglichen Leben und in der kirchlichen Gemeinschaft in Taten umzusetzen – als eine konkrete Aufforderung, nicht weg-, sondern hinzuschauen und im Einsatz für Menschen zuzupacken."

Die Koordination der Haussammler und Haussammlerinnen erfolgt in den Pfarren. Denn der weitaus größte Teil der Caritas-Hilfen nimmt in den Pfarren ihren Ausgangspunkt: Wenn jemand Hilfe braucht, dann ist die Pfarrcaritas in vielen Fällen die erste Anlaufstelle. Hier wird zuallererst geschaut, wo der Schuh am meisten drückt und mit welcher Intervention man gemeinsam die prekäre Situation verändern kann. Parallel dazu hat sich die Caritas in den letzten Jahren stark bemüht, diese so wichtige Form der Einzelfallhilfe auch im Sozialzentrum in Graz sowie in den Caritas Regionalstellen in Knittelfeld, Leoben, Bruck und Voitsberg anzubieten.

Der steirische Caritasdirektor bedankte sich bei allen, die dazu beigetragen haben, die Kampagne zur Haussammlung "Geben für’s Leben" in Angriff zu nehmen: beim ORF Steiermark, bei der Agentur spreitzer and friends, bei der Firma Ankünder, bei der Firma artmedia, beim der Firma TheFabolous, bei Regisseur Markus Mörth sowie bei dem bewährten Sprecher Dieter Dorner. Küberl wandte sich in einem abschließenden Appell auch an alle Printmedien um Unterstützung: "Bitte helfen Sie uns helfen!"

Caritas Haussammlung 2006 "Geben für’s Leben"
Spendenkonto PSK 60.000, KtoNr 7.925.700

Wie hilft die Caritas durch die Haussammlung? Einige Beispiele …

Das Geld der Haussammlung kommt ausschließlich bedürftigen SteirerInnen zugute. Vorrangig erfolgt die Hilfe über die 400 Sozial- und Caritaskreise in der ganzen Steiermark. Notsituationen können schnell entstehen, wenn etwa der Partner die Arbeit verliert oder aufgrund von Krankheit nichts mehr zum Familieneinkommen beitragen kann. In diesen Fällen ist es die Caritas, die nach eingehender Prüfung Mietrückstände zahlt, offene Stromrechnungen übernimmt, aber auch individuell berät, wie man aus dem Dilemma der Verschuldung herauskommen kann.

Ein Beispiel: Das Leiden einer jungen Steirerin will kein Ende nehmen. Nach einer traurigen Krankengeschichte ist ihr Kind gestorben. Durch die Beerdigung sind der Mutter solch hohe Kosten entstanden, dass sie mit allen Zahlungen in Rückstand geraten ist. Auch die Medikamente, welche sie als chronisch Kranke benötigt, verschlingen sehr viel Geld, welches sie selbst kaum mehr aufbringen kann. Als der Mietrückstand bereits über 2.000 Euro beträgt und auch die Schulden bei den Stromzahlungen auf über 150 Euro angewachsen sind, weiß sie nicht mehr weiter. In ihrer Not wendet sich die junge Frau an ihre Heimatpfarre um Hilfe. Und siehe da, nach dem Gespräch mit der Verantwortlichen der Pfarrcaritas schöpft sie wieder neue Hoffnung. Sie stellt ein Ansuchen, das an die Caritas Einzelfallhilfe in Graz weiter geleitet wird. Nun kümmern sich geschulte Sozialberater um die Frau und gemeinsam wird nach Lösungen gesucht, um das Ärgste abzuwenden. Nach einigen Monaten hat die junge Frau wieder neuen Halt im Leben gefunden.

In der Einzelhilfe der Caritas Steiermark wurden im vergangenen Jahr insgesamt über 3800 Steirer und Steirerinnen (1.975 Anträge) unterstützt, die von den Pfarren an uns übermittelt wurden und auf rasche finanzielle Hilfe etwa in Form von Lebensmittelgutscheinen, Stromzahlungen oder Übernahme der Kosten von Mietrückständen angewiesen waren. Pro Haushalt wurden etwa 150 Euro zur Verfügung gestellt. Die dafür notwendige Summe beträgt jährlich ca. 300.000 Euro.

Parallel dazu sind in der Sozialberatung Hilfe bei Behördengängen, umfassenden, verständliche Informationen zu Rechtsansprüchen sowie persönliche, stärkende Gespräche Teil der Arbeit im Sozialzentrum in Graz sowie auch in den Sozialberatungsstellen in den Bezirken.

Die Caritas bot in den „Wohngemeinschaften Carnerigasse und Offene Tür“ im Jahr 2005 39 Frauen in schwierigen Lebenssituationen und ihren 40 Kindern die Möglichkeit nach einer Krise wieder Mut zu fassen.

In der Notschlafstelle Haus Elisabeth - der einzigen mit integrierter Sozialbetreuung für Frauen in der Steiermark - haben im vergangenen Jahren 270 Personen (bei 4150 Nächtigungen) ein Bett, etwas anzuziehen und etwas zu essen bekommen. Zentrales Anliegen ist die Soforthilfe, gefolgt von der individuellen Problemabklärung (Clearing) und Beratung. Häufig schließt daran eine Phase der intensiven Betreuung und bei Bedarf adäquate Weitervermittlung an.

In der seit mehr als 10 Jahren bestehenden Notschlafstelle Arche 38 haben im vergangenen Jahr rund 500 Männer (etwa 8.000 Nächtigungen) vorübergehend eine Unterkunft und Beratung erhalten. Alle diese Hilfsmaßnahmen sind nur dadurch möglich, weil es Menschen gibt, die bereit sind zu teilen. Außerdem wurden in der Arche 38 im vergangenen Jahr 2.600 Beratungsgespräche geführt, 4.500 Stück Kleider ausgegeben, rund 1.300 Trommeln Wäsche gewaschen, 90 Aufbewahrungsboxen vergeben. Für knapp 400 Klienten konnte ein Postsystem angeboten werden (Wiedererreichbarkeit für Behörden durch Angabe eine fixe Adresse in der Notschlafstelle). Im Caritas Ressidorf wurden etwa 5.000 Nächtigungen gezählt und in den 65 Wohnungen von Caritas Team On konnten 2005 etwa 85 Personen untergebracht werden.

Die Schwangerenberatungsstelle der Caritas suchten im Vorjahr rund 2.800 Personen auf und es konnten rund 4.700 Beratungsgespräche durchgeführt werden.

Auch rund 1200 Jugendliche wurden 2005 von der Caritas betreut. Allein im Caritas Schlupfhaus, der Notschlafstelle für Jugendliche, gab es etwa 1.300 Übernachtungen und mehr als 3.000 ambulante Kontakte.

Die Caritas konnte über 200 Personen vorübergehend für ein Jahr ein Arbeitsverhältnis durch Beschäftigungsprojekten bieten. Mehr als 50% sind durch sozialpädagogische Begleitung wieder in den regulären Arbeitsmarkt zurückgekehrt.

In der Caritas Marienambulanz wurden 2005 3.943 Personen in der allgemeinmedizinischen Ordination behandelt, außerdem wurden eine Reihe von speziellen Zusatzangeboten wie die Rollende Ambulation (430 Behandlungen), Streetwork-Koordination (820 Kontakte) und sozial-psychiatrisch aufsuchende Ordination (rund 1.500 Kontakte) erbracht. Insgesamt gab es in der Caritas Marienambulanz im Jahr 2005 somit 5.193 Kontakte (2004:5.061), darunter waren 551 PatientInnen, die 2005 zum ersten Mal in die Marienambulanz kamen.