Delogierung, Räumungsklagen, Zwangräumung

Wie läuft eine Räumungsklage ab? Was ist im Falle einer Delogierung/Räumung der Wohnung zu beachten?

Räumungsklage


Eine Mietzins- bzw. Räumungsklage wird eingebracht, nachdem der*die Mieter*in mindestens eine Miete nicht bezahlt hat. Vor Einbringung der Klage muss zumindest eine Mahnung (mündlich oder schriftlich) erfolgt sein.

Es ist möglich, dass Vermieter*innen eine Rechtsanwaltskanzlei beauftragen. In diesem Fall entstehen zusätzlich Rechtsanwaltskosten!

Der*die Mieter*in erhält die Nachricht über die Einbringung der Klage mittels eingeschriebenen Briefs vom zuständigen Bezirksgericht. Auch ein Termin über eine Gerichtsverhandlung, genannt „Eingeschränkte Tagsatzung“ wird zugestellt.

Mietrückstand zurückzahlen


Werden vor der „Eingeschränkten Tagsatzung“ der gesamte Mietrückstand und die Kosten bezahlt, so kann das Verfahren wieder eingestellt werden. Wie viel Zeit von der Zustellung der Klage bis zum Termin der Tagsatzung vergeht ist von Gericht zu Gericht unterschiedlich.

Verhandlung bei Gericht


Kann der Mietrückstand nicht vor der Tagsatzung beglichen werden, so kommt es zur Verhandlung bei Gericht. Diese dauert meist nur wenige Minuten. Vor allem dient diese Verhandlung dazu festzustellen, ob ein gerichtlicher Kündigungsgrund (wie zum Beispiel Mietrückstand) festliegt. Weiß der*die Mieter*in, dass ein Mietrückstand besteht, so ist es nicht notwendig zur Tagsatzung zu erscheinen, da unabhängig vom Erscheinen ein Urteil gefällt wird.

Termin der Räumung


Von nun an sind es immer noch etwa zwei bis vier Monate bis der Räumungstermin mit dem genauen Tag und der Uhrzeit der Räumung ergeht. Die Rechtsanwalts- und Gerichtskosten steigen weiter an! Wenn man noch vor dem Räumungstermin den gesamten Rückstand und alle Kosten begleicht, kann das Verfahren eingestellt werden, wenn der*die Vermieter*in damit einverstanden ist. Ansonsten kann man versuchen, verschiedene Vereinbarungen mit dem*der Vermieter*in zu treffen.

Delogierung - Zwangsräumung


Sollte man es nicht schaffen, das Räumungsverfahren zur Einstellung zu bringen, empfehlen wir, die Wohnung selbst vollständig zu räumen und besenrein zu hinterlassen.

Worauf müssen Sie achten?

  • Dem*der Vermieter*in alle Schlüssel zurückgeben: So erspart man sich am Tag der Räumung die Bezahlung eines Schlossers, der die Türe öffnen und ein neues Schluss einbauen muss.
  • Der Räumungstrupp: Wenn man selbst aus der Wohnung auszieht, erspart man sich die Arbeit eines Räumungstrupps. Der Räumungstrupp räumt die gesamte Wohnung und entsorgt alle Gegenstände ohne Wert im Müll. Die anderen Gegenstände verwahrt er in einem Lager. Abschließend muss noch ein Reinigungstrupp die Wohnung säubern. Es entstehen weitere Kosten für diese Tätigkeiten und die Lagerung.

Bei Unklarheiten oder Fragen, wenden Sie sich an die Mitarbeiter*innen der Wohnungssicherung!

Ich habe Angst, delogiert zu werden ...


Ein Flohmarkt in einer steirischen Pfarre. Eine junge Frau nähert sich einer Mitarbeiterin. Sie kommen ins Gespräch. Die junge Frau klagt schließlich ihr Leid: sie werde nächste Woche delogiert. Sie hat ein 6-jähriges Kind. Was wird aus dem Kind, wenn die Mutter delogiert wird? Die Mitarbeiterin bestellt die junge Frau für Montag in die Pfarre. Es sind nur knappe zwei Tage Zeit, um die Umstände zu klären und um etwas zu unternehmen. Das ist eigentlich zu wenig. Wie ist es dazu gekommen? Hatte die Frau zu wenig Geld? Oder hat sie sich nicht gekümmert? Warum hat sie das Problem verdrängt und kommt nun im letzten Augenblick? Ist noch etwas anderes passiert? Oder geht es der Frau seelisch nicht gut, so dass sie handlungsunfähig war? Was hat die junge Frau bisher unternommen, um aus der Krise zu kommen? Wen hat sie um Hilfe gebeten? Hat sie zu schnell aufgegeben? Oder hat sie nicht getan, was ihr geraten wurde? Was sagt der Vermieter? Ist er bereit, etwas zu warten? Wieviel Geld schuldet die Frau ihm? Lässt sich die Delogierung vorläufig stoppen? Und wenn es gelingt, was ist danach? Wird sich die Frau stabilisieren? Oder ist in einem halben Jahr wieder dasselbe? Wer wird sich um die junge Frau kümmern? Hat sie Verwandte oder sonst jemanden, der ihr beistehen kann? Viele Fragen, viele Unklarheiten, und da sitzt diese junge Frau und erwartet Hilfe.

Warum verliert eine Familie ihre Wohnung?


Oft sind Mietschulden die Ursache eines Wohnungsverlustes. Sie stehen meist am Ende einer langen Ursachen- und Verschuldungskette. Die häufigsten Ursachen für die Entstehung von Mietschulden:

  • Anhaltende Arbeitslosigkeit
  • Geringes Einkommen oder Einkommensbußen
  • Persönliche Lebenskrisen (Scheidung, familiäre Probleme, Konflikte)
  • Brüche in den Lebensläufen
  • Ungünstiges Verhältnis von Einkommen und Wohnungskosten
  • Informationsmangel bezüglich Sozialleistungen
  • Psychische- und körperliche Erkrankungen

Folgen von Zwangsräumungen


Die Schäden, die angerichtet werden, sind soziale, seelische und gesundheitliche, abgesehen vom finanziellen Schaden, der für die Betroffenen entsteht und für die Kommunen entstehen kann. Menschen verlieren ihr Dach über dem Kopf und verlieren ihr Umfeld. Die betroffenen Kinder verlieren in vielen Fällen die Chancen auf ein geordnetes Leben und verlieren oft ihre Zukunftsperspektiven. Das kann dazu führen, dass in späteren Jahren erhebliche Kosten für ihre Resozialisierung anfallen.

Verlust der Wohnung verhindern


Die Wohnungssicherung kann durch rechtzeitige Hilfen einen drohenden Wohnungsverlust oft verhindern.

Die Abwendung einer Delogierung ...

  • erspart den Betroffenen das persönliche Leiden,
  • kann gewachsene Beziehungen im sozialen Umfeld erhalten,
  • kann die Einweisung in eine Notschlafstelle verhindern
  • kann für Kinder die Einweisung in eine Pflegefamilie verhindern
  • kann dauerhafte Fremdhilfe-Abhängigkeit vermeiden helfen

Dass Delogierungen oft abgewendet werden können, wenn rechtzeitig interveniert wird, wurde auch von der Politik erkannt. In beinahe allen österrreichischen Bundesländern gibt es mittlerweile Fachstellen für Wohnungssicherung.