Der Salavatorianer Pater Berno Rupp baute in der rumänischen Stadt Temsvar eine Reihe von richtungsweisenden Hilfswerken auf. Nun wurde ihm der Menschenrechtspreis der Stadt Graz – der Schwesternstadt von Temesvar – verliehen. Die Caritas und die Salvatorianer richteten gemeinsam eine Stiftung ein, um die Werke Pater Bernos nachhaltig für die Zukunft zu sichern.
„Ich spürte, ich muss wie Elias eine Wallfahrt machen“, so Pater Berno.
Er machte sich zu Fuß auf den Weg von Deutschland nach Rumänien. Es sollte eine Reise werden, die sein Leben nachhaltig veränderte. Auf dieser Reise hat er nicht nur seine Angst verloren, er erkannte auch dass er auserwählt war, in ein fremdes Land zu gehen und dort zu helfen. Diese Reise ist nun über 20 Jahre her und Rumänien ist für Pater Berno zu einer neuen Heimat geworden.
Welche Eindrücke erhielten Sie, als Sie 1991 nach Temesvar kamen?
Die rumänische Revolution lag ja erst kurz zurück und ich fand unbeschreibliche Armut und Verzweiflung unter den Menschen vor. Die Leute waren unterernährt und es ging am Anfang vor allem darum, Lebensmittel und Kleidung aufzutreiben und zu verteilen. Eines meiner ersten Erlebnisse als Pfarrer in Mehala war das Begräbnis eines vier Wochen alten Babys – seine Mutter war so unterernährt, das sie keine Milch hatte. Das war schrecklich.
Was waren die ersten „Projekte“ in Temesvar?
Ich habe erkannt, wie wichtig schnelle Hilfe vor Ort ist. Es gab auch viele Kinder die auf der Straße lebten und in einem Kanal gegenüber der Kirche übernachteten. Ich musste dafür sorgen, dass sie warme Sachen und Essen bekamen. Durch meine Zeit bei der Volksmission in Deutschland hatte ich viele Kontakte. Die Leute erfuhren von der Armut und spendeten Lebensmittel, Medikamente und Kleidung, die ich dann verteilen konnte. So fing alles an.
Rumänien ist der zweitärmste EU Staat – Was glauben Sie, welche Maßnahmen zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen würden?
Ich glaube, das einzige was wirklich notwendig wäre, ist die Bekämpfung der Korruption. Solange hier alles und jeder “geschmiert“ wird, ist keine Entwicklung möglich. Dafür sollte sich auch die EU einsetzen.
Sie haben mehrere Sozialprojekte aufgebaut. Was wünschen Sie sich im Hinblick auf die Zukunft dieser Projekte besonders?
Natürlich wünsche ich mir auch für die Zukunft, dass die Projekte weiterhin funktionieren und weitergeführt werden, denn der Bedarf ist riesengroß.
Bei der Jugendfarm gibt es zwei Ziele: Die dort lebenden Jugendlichen sollen selber produzieren, einen Lohn erhalten und auch weiterhin die Möglichkeit haben sich fortzubilden. Ich freue mich sehr, dass wir dort mittlerweile eine Schreinerlehre anbieten, die den Jugendlichen eine reale Zukunftschance bieten kann. Schön wäre ein größerer Auftrag, denn Holz ist genug da! Ich hoffe, dass es gelingt unsere Projekte langfristig am Leben zu erhalten, denn die monatlichen Fixkosten belaufen sich auf 12.000 Euro – da sind wir auf Hilfe von außen angewiesen.
Sind Sie auf ein Projekt besonders stolz?
Ich bin stolz auf die Menschen, die ich auf meinem Weg beim Aufbau all dieser Projekte gefunden habe! Viele Leute vor Ort müssen zwei bis drei Berufe ausüben, um selbst finanziell über die Runden zu kommen. Trotzdem habe ich gute Leute gefunden, die mir helfen. In Rumänien gab es bei der letzten Kältewelle viele Menschen, die auf der Straße erfroren sind. In Temsvar ist niemand erfroren. Die Menschen fanden Zuflucht in unserem Nachtasyl. Ich hoffe, dass dieses Projekt viele Nachahmer finden wird.