Unwetter im Wölzer Tal - Caritas Soforthilfe

Schwere Unwetter gehen in den Abendstunden am 07.Juli 2011 im obersteirischen Bezirk Murau im Wölzertal nieder. 
Die betroffenen Gemeinden sind: Stadtgemeinde Oberwölz, Gemeinde Niederwölz, Gemeinde Oberwölz-Umgebung und Gemeinde Winklern bei Oberwölz.

Der Wölzer Bach, der von Oberwölz Richtung Niederwölz fließt,  tritt über die Ufer und überschwemmt das umliegende Land. Er reisst  Baumstämme mit, die bei Sägewerken in Ufernähe gelagert sind. Die Schlamm- und Wassermassen wälzen sich mit voller Wucht Richtung Niederwölz. Wegen der mitgerissenen Baumstämme kommt es dort  zu Verklausungen und das Wasser sucht sich seinen Weg entlang der Straßen. Äcker, Gärten, Keller und Erdgeschoße vieler Häuser sind völlig überschwemmt. In Oberwölz sind einige Häuser dermaßen zerstört, dass sie nicht mehr bewohnbar sind. Die Telefonverbindung war teilweise noch Tage danach unterbrochen. Autos, Motorräder, landwirtschaftliche Geräte sind unbrauchbar. In Oberwölz müssen Menschen aus ihren überfluteten Häusern durch die Wassermassen in Sicherheit gezogen werden. Schäden in Millionenhöhe werden erwartet, das Land sagt Unterstützung aus dem Katastrophenfonds zu.

 Der Caritas Krisenstab kommt am 12. Juli zusammen und beschließt, ein Team von drei Mitarbeiterinnen (Judith Schweighofer-Caritas&Pfarren, Gabriele Hofmeister-Sozialberatung, Katharina Pratl-Kommunikation) in das betroffene Gebiet zu schicken, um den Pfarren Hilfestellungen anzubieten, den Betroffenen zur Seite zu stehen bzw. Soforthilfe auszuzahlen.

 Niederwölz 

  1. Pfarrer Mag. Ruthofer führt uns durch Niederwölz (628 EW) und zeigt uns die betroffenen Gebiete. An den Ufern des Wölzer Baches und den Gärten sind die Spuren der Überschwemmung noch deutlich zu sehen. An Häusermauern und Böschungen lässt sich der Wasserstand während der Überflutung (tlw. über 1m über Grund) ablesen. Die Aufräumarbeiten sind großteils abgeschlossen, es ist erstaunlich, wie schnell und wie liebevoll die Menschen bsp. ihre Gärten wieder herrichten. Niederwölz hat ebenso erhebliche Schäden, wurde aber von den Medien kaum beachtet.
  2. Die Gemeinde hat eine Liste mit den am stärksten Betroffenen zusammengestellt. Pfarrer Ruthofer hat einen Brief an diese Menschen geschickt, in dem er über die Caritas Soforthilfe und den Katastrophenfonds informiert. Möglichkeit zur Abholung haben die Betroffenen an drei Tagen im Pfarrhof, aber auch später wird bei Bedarf eine Soforthilfe von 300€ pro Haushalt vergeben. Der Antrag an den Katastrophenfonds kann jederzeit gestellt werden, sobald mehr Klarheit über die finanziellen Verluste bzw. die Zahlungen von Land, Versicherung usw. herrscht.
  3. Von 50 Betroffenen kommen am Vormittag insgesamt 18  in den Pfarrsaal. Wir nehmen ihre Daten auf bzw. sprechen mit ihnen über das Erlebte. Pfarrer Ruthofer stellt ihnen Bankschecks über je 300€ aus, die sie bei der Bank einlösen können.
  4. Teilweise haben die Menschen schwere Schäden zu beklagen, besonders jene, die in Ufernähe wohnen, aber alle sind mit Wohnmöglichkeit versorgt (bsp. hat die Gemeinde die alte Schule zur Verfügung gestellt) und sind dabei, ihre Wohnungen wieder bewohnbar zu machen. Mit Entfeuchtern und Trocknern sind sie versorgt, die Information, dass die Caritas Trockner zu vergeben hat, wurde weitergegeben. Das Leben ist zurzeit „provisorisch“, man zieht in unbeschädigte Teile der Häuser, zu Verwandten, kocht auf einfachen Kochplatten. Beinahe alle nehmen die Möglichkeit, beim Katastrophenfonds anzusuchen, wahr.
  5. Die Leute wirken teilweise sehr mitgenommen. Vor allem jene, die ohnehin schon in einer schwierigeren Lebenssituation (Scheidung, Alleinerziehende, Todesfälle, Behinderung) stecken, trifft dieser Schicksalsschlag besonders hart. Pfarrer, Gemeinderat, Nachbarn helfen zusammen, dass in dieser Situation niemand alleine gelassen wird. Ein Kriseninterventionsteam des Landes betreut die Gemeinde. Nachdem das aktive Handeln, das Wiederaufbauen jetzt zu Ende geht und die Menschen Zeit haben, über das Erlebte nachzudenken, ist  eine längerfristige Nachbetreuung sehr wichtig.
  6. Spürbar war die Hilflosigkeit, die die Leute angesichts der Wassermassen empfunden haben und die Trauer über den Verlust, aber auch die Dankbarkeit über die gegenseitige Hilfe.
  7. Bürgermeister Walter Koller, Gemeindesekretär Walter Horn, Geschäftsführender Vorsitzender des Pfarrgemeinderates Herr Augustin und Pfarrsekretärin Frau Gerlinde Schnedl berichteten über die Gemeindesituation. Es wird versucht, keinen in der Gemeinde zu vergessen und die Menschen wieder in den Alltag bzw. zur Normalität zu bringen, bsp. findet am 22. Juli das Maibaumumschneiden trotz Katastrophe statt.

 Oberwölz

  1. Pfarrer Mag. Anton Novinscak zeigt uns ein besonders betroffenes Gebiet direkt neben den Ufern des Wölzer Baches. Bagger schaufeln meterhohe Schuttmassen aus dem Bachbett. Bäume, Sträucher und Blumen sind dem Erdboden gleichgemacht und liegen geknickt im Schlamm. Umgestürzte Verkehrstafeln und Hinweisschilder sind neben der Straße auf geschlichtet. Die Straßen und Wiesen sind noch immer zentimeterdick mit Schlamm bedeckt.
  2. Auch Pfarrer Novinscak berichtet vom beeindruckenden Einsatz von Freiwilligen und Feuerwehr und vom guten Zusammenhalt innerhalb der Stadtgemeinde.
  3. Er und zwei Pfarrcaritasverantwortliche haben am Wochenende 10 besonders Betroffene persönlich besucht. Diese Leute wurden eingeladen, an diesem Tag ins Pfarrhof zu kommen, um einen Antrag auf Zuschuss aus dem Katastrophenfonds abzugeben und mit uns über das Erlebte zu sprechen.
  4. Vier von diesen schwer Betroffenen sind gekommen.  Die Menschen sind sehr betroffen, wirken aber auch erleichtert, sich hier aussprechen bzw. –weinen zu können. Teilweise habe diese Menschen ihr gesamtes Hab und Gut verloren und auch Verluste mit immateriellem Wert zu beklagen (Fotos, gegenständliche Erinnerungen). Sie erzählen vom Chaos, von ihrer Angst und dem Gestank, der jetzt in den Wohnungen und Häusern herrscht.
  5. Den Menschen wurden neben Soforthilfe und Zuschuss aus dem Katastrophenfonds auch weitere Angebote gemacht: bsp. Zuschuss zum Schulstart durch den Komensky Fonds u.a. oder Möglichkeiten weiterer psychologischer Betreuung.
  6. Die anderen Betroffenen auf der Liste wird der Pfarrer wieder anreden bzw. wird er die Möglichkeit der Caritas Hilfe weiter öffentlich machen. Leere Erhebungsbögen werden in der Pfarre gelassen. Frau Hofmeister von der Sozialberatung bleibt mit den Betroffenen in Kontakt.
  7. Pfarrer Novinscak kümmert sich um Nachbetreuung.

Hofmeister, Schweighofer, Pratl

Sind Sie selbst vom Unwetter betroffen bzw. kennen Sie betroffene Menschen, wenden Sie sich bitte an Fr. DSA Gabriele Hofmeister von der Caritas Sozialberatung unter 0316/8015 322 oder gabriele.hofmeister(at)caritas-steiermark.at.
 

Sie können die Betroffenen auch mit Ihrer Spende unterstützen.
PSK Konto 7.925.700 , BLZ 60.000 Kennwort: "Unwetter Wölzertal"