Workshop „Geschlechtersensible Suchtarbeit“
Prof. Dr. Heino Stöver
Die Notwendigkeit und die Chancen einer geschlechtersensiblen Suchtarbeit und die damit verbundenen Qualitäts- und Effizienzaspekte sind in der Fachwelt mittlerweile unumstritten. Trotz dieses Wissens um den Umstand des Nutzens einer genderspezifischen Suchtarbeit, wird geschlechtsspezifische Suchtarbeit nicht oder nur in geringem Maße angeboten und umgesetzt. So werden Themen wie Aggression, Gewaltimpulse, Einsamkeit, Sexualität, Angst, Trauer und Scham häufig tabuisiert.
Vor diesem Hintergrund gehen wir besonders auf den Zusammenhang der Konstruktion von Männlichkeiten und Drogengebrauch und -abhängigkeit ein. Traditionelle männliche - ebenso wie weibliche - Rollenbilder, nicht benennbare und oft nicht verarbeitete Ängste, Gewalterlebnisse unter Jungen und Männer, Erfolgsdruck etc. können und werden zu einem nicht unbeträchtlichen Teil mit dem Konsum psychoaktiver Substanzen kompensiert und (zunächst erfolgreich) bewältigt. Probleme entstehen jedoch wenn dieses Schema dauerhaft in den männlichen Alltag eingebaut wird, und alternative Bewältigungsformen verkümmern. Drogen sind jedoch nicht nur als Kompensationsmittel männlichen Alltags, sondern auch als Demonstrationsmittel der Stärke und Ausdruck von Risikobewältigung zu verstehen.
Das Seminar wird männliche Sozialisation, männliche Verarbeitungsformen und Rollenanforderungen, genderhomogene Suchtarbeit (aber auch: Können Frauen mit Männern männerspezifisch arbeiten - geht das?) und viele weitere männerspezifische Themen bearbeiten.
Das Seminar basiert auf dem Manual "Männlichkeit und Sucht - Handbuch für die Praxis" (Stöver, Vosshagen, Bockholdt, Schulte-Derne, LWL Münster - 3. Auflage).