Beratungssituation
04.08.16 / 13:57
Foto: Engelbert Rieger www.engelbert-rieger.at
Sie nennen ihn Hakim. Weil er einer der wenigen ist, die im Südsudan in einem Krankenhaus geboren wurden. „Hakim“ bedeutet Arzt. Heute bewirkt der von einem Arzt zur Welt gebrachte 54-Jährige kleine Wunder in seiner Heimat, die von Krisen, Hunger und Not geschüttelt wird.
„Hey, dies ist eine Botschaft für Euch!“ ruft Betram Kuol Gordon in die Kamera. Dann erklärt er für eine Videobotschaft an steirische SchülerInnen, wie ihre Spende geholfen hat: „Ihr macht es möglich, dass Kinder zu Essen bekommen und dass Jugendliche nicht mehr auf der Straße leben müssen. Danke!“. Der großgewachsene 54-Jährige, der so gelassen wirkt, immer wieder einen Schmäh bringt und dann eindrücklich von der dramatischen Situation in seiner Heimat berichtet, braucht nur ein paar Sätze, um die Menschen für sich zu gewinnen und Schicksale zu beschreiben.
Ausgebildete junge Menschen können nicht nur ihre Familien ernähren, sondern leisten einen wichtigen Beitrag für den Aufbau des Südsudans.
Er erlebt sie täglich, auf den Straßen von Juba, der Hauptstadt des Südsudan: Verzweifelte Mütter mit schwer unterernährten Babies, Kinder, die auf den Straßen leben, Jugendliche, die jeden Gedanken an die Zukunft schon aufgegeben haben. „Hunger ist im Augenblick schlimm, aber schlimmer auf lange Sicht ist, dass die Menschen gar keine Perspektive sehen“, schildert er die Situation in dem noch jungen, von Krisen geschüttelten Staat.
Eine der größten Herausforderungen des jungen Staates Südsudan ist die Nahrungssicherheit für seine Bevölkerung. Die Landwirtschaft des eigentlich sehr fruchtbaren Landes muss wieder aufgebaut werden.
Das will er ändern: Als Generalsekretär der südsudanesischen Vinzenzgemeinschaft, dem Projektpartner der Caritas im Südsudan, ist Betram verantwortlich für den Aufbau der unterschiedlichsten Projekte, von nachhaltiger Landwirtschaft bis hin zu Baby-Ernährungszentren und Ausbildungskursen für Jugendliche und Erwachsene. „Hakim“, wie er gerufen wird, („Ich wurde im Krankenhaus geboren, das ist ungewöhnlich für meine Heimat. Deshalb bekam ich den Beinamen „Hakim“, das heißt Arzt) ist ein Pragmatiker mit Weitblick – und mit einem weiten Herzen, das tief in seiner Heimat verwurzelt ist.
Reis, Linsen, Bohnen und Gemüse ermöglichen Babys und Kleinkindern eine gesunde Entwicklung.
Betram wurde 1962 in Bor im Süden des damaligen Sudan geboren, studierte in der Hauptstadt Karthum und leitete ab 1992 Programme der Vinzenzgemeinschaft. Er setzte sein Studium in Deutschland fort, dissertierte 2004 in Bonn in Agrarwissenschaften und arbeitete anschließend in Australien. Seine Frau und fünf Kinder leben in Adelaide. Betram aber kehrte 2008 in seine Heimat zurück, um als Projektmanager für die Vinzenzgemeinschaft zu arbeiten. Er glaubt daran, dass der Staat sich festigen kann und eine Zukunft hat. Vor allem: dass die Menschen in ihrer Heimat eine Zukunft haben. Für diese Zukunft arbeitet er.
Porträt: Irmgard Rieger für Caritas Aktuell (Sonntagsblatt-Beilage August)
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